Guay rollt das Feld von hinten auf

Foto: www.saslong.org/Wisthler

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Mit einer perfekten Fahrt im unteren Streckenabschnitt hat Erik Guay (CAN) ein bereits verloren geglaubtes Rennen auf der Saslong noch gewonnen. Guay lag oben schon 0,9 Sekunden zurück und siegte schließlich mit 0,12 Sekunden Vorsprung auf Kjetil Jansrud (NOR). Platz drei sicherte sich Johan Clarey (FRA; +0,24 Sekunden). Für Topfavorit und Super-G-Sieger Aksel Lund Svindal (NOR) reichte es schon wieder nicht zu einen Sieg auf der Saslong.

Drei dritte und einen zweiten Platz hat Erik Guay in den vergangenen Jahren auf der Saslong schon herausgefahren, heute reichte es für den Abfahrtsweltmeister von 2011 endlich zum ersten Sieg. Nach Rob Boyd (1986/1987) und Manuel Osborne-Paradis (2009) ist Guay der dritte Saslong-Sieger aus Kanada.
Lange schaute es danach aus, als ob der „falsche“ Norweger, Kjetil Jansrud, an der Stelle seines Landsmannes Svindal die Abfahrt für sich entscheidet. Jansrud fuhr in der oberen Streckenhälfte in einer eigenen Liga, erwischte den unteren Abschnitt ab Ciaslat aber nicht optimal. Für Guay lief es genau umgekehrt: Oben lag der Kanadier, der in den beiden Trainingsläufen einmal Schnellster und einmal hinter Zweitschnellster war, schon 0,9 Sekunden zurück, aber unten erwischte Guay die perfekte Linie und rollte das Feld von hinten auf.
Mehr als Guay hätte sich hier in Gröden wohl nur Aksel Lund Svindal einen Sieg verdient. Der Norweger ist seit gestern zwar der einzige Fahrer, der den Super G auf der Saslong drei Mal gewonnen hat, aber in der Abfahrt ist Svindal bisher nicht einmal auf das Podest gefahren. Auch heuer reichte es für den Führenden im Gesamtweltcup nur für den vierten Platz und das, obwohl er in den beiden Trainingsläufen gemeinsam mit Erik Guay die Konkurrenz deklassiert hat. Heute hat Svindal das Rennen wohl auf der Ciaslat-Wiese verloren, ausgerechnet jenem Abschnitt, der ihm eigentlich besonders liegen müsste.
Apropos Ciaslat: die welligen Wiesen waren wieder einmal entscheidend. Aufgrund der heuer schnelleren Piste und geringeren Schneeauflage bereitete die Einfahrt zur Ciaslat vor allem den Fahrern mit den niedrigen Nummern Probleme. Besonders anspruchsvoll waren heuer auch die Sprünge, die so weit wie kaum einmal gingen.
Gut zurecht mit den Bedingungen kamen neben den Kanadiern und den Norwegern (je zwei Fahrer in den Top 10) auch die Läufer der italienischen Mannschaft: Werner Heel kam auf Platz 8 und Peter Fill fuhr auf den zehnten Platz. Besonders Fill war die Erleichterung nach seinem gestrigen Sturz im vorletzten Tor anzumerken. Fill wohnt nur wenige Kilometer von der Saslong entfernt in Kastelruth, hat hier aber noch nie einen Top-10-Platz geschafft. Enttäuschend verlief die Abfahrt (wieder einmal) für Christof Innerhofer. Er landete nicht einmal in den Punkteränge und hatte 2,78 Sekunden Rückstand auf den Sieger.
Ein Debakel gab es auch für die Österreicher, die nicht einen Fahrer in die Top 10 brachten. Bester rotweißroter Abfahrer war Max Franz auf Platz 11, dahinter platzierten sich Georg Streitberger (12.), Matthias Mayer (14.) und Florian Scheiber (15.).