„Alles ist bestens vorbereitet“
Vor knapp drei Wochen feierte das deutsche Speed-Ass Thomas Dreßen ein Traum-Comeback und gewann exakt ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss die Abfahrt von Lake Louise. Vor dem Speed-Klassiker in Gröden stand der 26-jährige Senkrechtstarter der Saslong-Redaktion Rede und Antwort – und fand dabei nur lobende Worte für das OK-Team hinter den Rennen.
Thomas, wie hast Du Dich hier auf der Saslong zurechtgefunden?
Die Bedingungen beim Trainingslauf waren echt super. Ich muss ehrlich sein: Noch vor ein paar Tagen hätte ich nicht gedacht, dass die vielen Helfer die Piste derart auf Vordermann bringen. Der Schnee ist entgegen der Erwartungen vieler extrem schnell, das hat auch mich überrascht. Es ist super, hier vor dieser Bergkulisse zu fahren. Die Verhältnisse in Gröden sind heuer anders als sonst. Allein die wärmeren Temperaturen meißeln bei vielen Athleten Falten in die Stirn… Die Piste ist sicherlich anders als wir es gewohnt sind, aber darauf muss man sich bei einem Freiluftsport einstellen können. Wir trainieren schließlich das ganze Jahr über darauf hin, auch bei unterschiedlichsten Bedingungen gut zurechtzukommen. Die Beschaffenheit der Strecke ist jedoch für alle Fahrer gleich – daher befasse ich mich wenig mit den äußeren Verhältnissen.
Es hieß einmal, dass die Trainingsbedingungen in Gröden häufig hin- und herschwanken. Wie siehst Du diese Thematik?
Eine umfassende Antwort kann ich hier nur schwer geben, da ich im letzten Jahr verletzungsbedingt nicht hier war. Seit ich im Weltcup dabei bin, war die Strecke aber immer in einem hervorragenden Zustand. In anderen Orten – Namen will ich hierbei keine nennen – klappt das Einfahren nicht immer einwandfrei. Hier in Gröden merkt man einfach, dass sich der Veranstalter darum bemüht, etwas Gescheites auf die Beine zu stellen. Das Training war nicht besonders einfach, aber die Piste war den äußeren Verhältnissen entsprechend bestens vorbereitet.
Deine schwere Verletzung liegt mittlerweile über ein Jahr zurück. Zwickt das Knie ab und an noch?
Eigentlich habe ich nie mehr Schmerzen verspürt, aber ausgerechnet hier in Gröden ist das Knie wieder etwas angeschwollen. Ich weiß gar nicht so recht, warum – denn Schrecksekunden oder ähnliche Situationen gab es zuletzt keine. Wegen der Schwellung bin ich auch das Training etwas lockerer angegangen. Für einen Abfahrer bin ich nämlich noch relativ jung, daher bringt es wenig, Kopf und Kragen zu riskieren, wenn der Körper nicht mitspielt. Sollte das Knie vor dem Rennen also Probleme machen, weiß ich noch nicht, ob ich starte – übertreiben oder gar ein Risiko eingehen macht in dieser Situation wenig Sinn. In Lake Louise bist Du vor drei Wochen sensationell zu einem Comeback-Sieg gefahren, in Beaver Creek gab es dagegen den 19. Platz.
Was hast Du Dir für die Rennen hier in Gröden vorgenommen?
Sollte körperlich alles passen und ich mein Maximum abrufen, ist ein Top-Ten-Platz sicherlich drin. Meine Trainingszeit hat mich doch etwas überrascht, da die Fahrt sicher nicht optimal war und ich dennoch unter die besten 20 kam. Wenn mir eine fehlerfreie Fahrt gelingt, dann rechne ich mir doch einiges aus. Ich weiß aber schon, dass die anderen auch keine Nasenbohrer sind…(lacht) Bislang steht Dir auf der Saslong ein 13. Rang als beste Platzierung zu Buche.
Was fehlte in Vergangenheit, um ganz nach vorne zu fahren?
Das weiß ich ehrlichgesagt selbst nicht so recht. Heuer wäre ich mit einem Top-Ten- oder Top-15-Platz mehr als zufrieden. An erster Linie steht zurzeit aber die Gesundheit – allerdings gehört auch gut Skifahren immer dazu. Nach Beaver Creek schrieben mehrere Medien ‚Ziel erreicht, Dreßen ist gesund im Tal‘ – das allein ist jedoch nicht mein Anspruch. Wenn ich nämlich schlecht fahre und heil ankomme, bin ich auch nicht zufrieden.