Heute vor 50 Jahren: Das legendäre Weltcup-Finale in Gröden

Am heutigen 23. März jährt sich ein Sport-Event in Südtirol zum 50. Mal, das dieses kleine Land international in den Fokus rückte. Ein Skirennen, das neue Maßstäbe setzte und in ganz Europa Aufmerksamkeit für diese Sportart erzeugte, die es weder davor und kaum noch einmal danach gab. Die Rede ist vom legendären Skiweltcup-Finale in Gröden, bei dem mit Gustav Thöni, Ingemar Stenmark und Franz Klammer gleich drei Ski-Größen um den Gesamtweltcup kämpften. Und bei dem es für Südtirols Jahrhundert-Sportler Thöni ein Happy End gab.
Die drei besten Skifahrer der Welt rangieren an diesem 23. März 1975 vor dem letzten Rennen mit jeweils 240 Punkten gleichauf an erster Stelle. Es handelt sich um den Österreicher Franz Klammer, damals 21 Jahre alt, den zwei Jahre jüngeren Ingemar Stenmark aus Schweden und Gustav Thöni, 24 Jahre alt aus dem kleinen Bergdorf Trafoi am Fuße des Ortlers. Nun soll in einem Parallel-Torlauf, ein neues Wettkampf-Format abgeschaut von Profi-Rennen in den USA, die Entscheidung fallen, wer sich von diesem Trio die große Kristallkugel krallt.
Frühmorgens sind die Zuschauer schon mit ihren Fahrzeugen in Richtung Gröden aufgebrochen. Stoßstange an Stoßstange rollen sie die enge Straße hinauf. 40.000 Fans haben sich auf dem Ronc-Hang in St. Ulrich eingefunden, andere Quellen sprechen von 32.000. Der Zielraum ist ein Hexenkessel, es herrscht eine Stimmung, wie man sie sonst nur aus den Fußball-Stadien kennt. Und dann geht es los. Aus dem Dreikampf wird schnell einmal ein Duell. Denn Franz Klammer wird in diesem epischen Finale sofort eliminiert, und zwar vom späteren Renndirektor der FIS, Helmuth Schmalzl. Damit wird die Entscheidung zwischen Stenmark und Thöni fallen, die es – zum Teil auch dank der Mithilfe ihrer Konkurrenten, die sich unerklärliche „Patzer“ leisten – tatsächlich Runde für Runde bis ins Finale schaffen und dort dann im Duell der Giganten aufeinandertreffen.
Stenmarks Einfädler besiegelt Thönis Sieg Gustav Thöni und Ingemar Stenmark stehen im alles entscheidenden Lauf in den Startblöcken. Ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen, als die beiden Ausnahmekönner den Kampf um die große Kristallkugel aufnehmen. Beide Ski-Größen haben bereits jeweils einen Lauf gewonnen. Jetzt, im entscheidenden dritten Durchgang, geht es für den Skandinavier und den „Azzurro“ um alles oder nichts.
Thöni erwischt den besseren Start, liegt ein bisschen vorne. Und dann passiert es: Stenmark fädelt beim drittletzten Tor ein und damit steht fest: Gustav Thöni hat den Gesamtweltcup zum vierten Mal gewonnen. Das heimische Publikum und Millionen von Zuschauern vor den Fernsehschirmen – im fernen 1975 berichten sage und schreibe 12 TV-Stationen live – sind wie aus dem Häuschen. Unbeschreibliche Freudenszenen spielen sich entlang der Strecke und im Zielraum ab, Unbekannte liegen sich jubelnd in den Armen. Gustav Thöni hat seinen Legendenstatus weiter ausgebaut, ziert in den nächsten Tagen die Titelbilder der lokalen und nationalen Gazzetten und ist lokal, national und international eine Sportgröße.


