Saslong Classic Club / Gardena - Gröden
Str. Dursan, 106    |    I - 39047 St. Christina
Tel. +39 0471 793450
e-mail: info@saslong.org
pec: saslong@pec.it
codice destinatario: MJ1OYNU
USt-IdNr.: IT01657370217

News

„Ich gebe diese Piste nicht auf“

15.12.2017

Peter Fill, zweifacher Abfahrts-Gesamtsieger, spricht im Interview über sein durchwachsenes Verhältnis zur Saslong und welche Rolle das Material bei der heurigen Abfahrt spielen wird.

Herr Fill, zwei Abfahrtstrainings in Gröden haben Sie nun hinter sich. Bereit für das morgige Rennen?
Auf jeden Fall. Die Vorfreude ist groß. Mit meinen zwei Trainingsfahrten bin ich zufrieden. In einigen Passagen möchte ich mich im Rennen noch etwas verbessern – und dann kann es eigentlich losgehen. Die Saslong präsentiert sich von ihrer besten Seite und ist in einem perfekten Zustand: glatt, eisig, kompakt mit ausgeprägten Wellen – es wird, wie immer, kein einfaches Rennen.

Bei dem die richtige Materialwahl eine große Rolle spielt?
Im heurigen Jahr auf jeden Fall. Es scheint als gäbe es zwei unterschiedliche Bedingungen: oben aggressiv und unten eisig. In solchen Fällen ist es immer besonders schwierig sich für das richtige Material zu entscheiden: Im Neuschnee benötigt man Skier mit einer feinen Kante, die wenig Widerstand bieten und im eisigen Teil benötigt es definitiv mehr Kante, ansonsten verbrennt es die Skier durch die Reibung. Generell entscheidet man sich eher für Skier, die im eisigen Teil passen als umgekehrt. Es ist aber ein Spiel mit dem Feuer zu dem auch die richtige Portion Glück gehört. Es wird heuer eine Herausforderung für die Serviceleute.

Verbreitert sich durch diese Bedingungen der heurige Favoritenkreis?
Nein, das würde ich nicht sagen. Natürlich muss man hier in Gröden viele Läufer auf der Liste haben, aber diejenigen, die in den letzten Jahren hier schnell waren, werden es auch heuer sein. Für die Saslong muss man den richtigen Rhythmus finden. Steven Nymen ist beispielsweise einer, der die Saslong besonders gut versteht und deswegen hier immer schnell sein kann. Heuer ist er allerdings, da er erst von einer Verletzung zurückgekommen ist, was ich so mitbekommen habe, noch nicht in Topform – was aber nichts heißen soll. Auch Aksel Lund Svindal hat alle Voraussetzungen, um in Gröden erneut zu triumphieren. Seine Teamkollegen, aber auch Beat Feuz gehören für mich definitiv zum engeren Favoritenkreis.

Und Peter Fill?
Ich weiß es nicht so genau. Bis jetzt habe ich mich, leider, hier auf der Saslong immer etwas schwerer getan als anderorts. Ich bin aber überzeugt, dass ich auch hier schnell sein kann, wenn alles passt. Ich gebe diese Piste sicher nicht auf und kämpfe, um irgendwann hier auch ganz schnell zu sein. Immerhin hat dieses Rennen, als mein Heimrennen, für mich doch eine große Bedeutung.

Ist der Druck bei genau diesem Heimrennen größer als anderorts?
Ja das ist sicher ein Faktor, der hier eine Rolle spielt. Es kommen viele Bekannte, Freunde, Verwandte und meine Familie nach Gröden, um mich hier Rennfahren zu sehen. Die Möglichkeit, quasi vor der Haustür, ein Weltcuprennen live zu verfolgen wird von den Leuten aus meinem Heimatort gerne genutzt. In diesem Fall will man auch gute Ergebnisse erzielen und sein Können unter Beweis stellen – da ist man nicht so locker, wie man vielleicht sein sollte. Die Geschwindigkeit ist auf jeden Fall schon da. Ich werde mein Bestes geben. Was dann herausschaut, schaut heraus!

In den letzten zwei Jahren waren sie der konstanteste Abfahrtsläufer im Weltcup und holten sich zweimal den Gesamtsieg in dieser Disziplin. Können Sie auf diese Konstanz auch heuer zählen?
Es ist noch zu früh diese Frage zu beantworten. Ich bin in einer guten Form, das habe ich in Lake Louise mit einem vierten Platz schon bewiesen – trotz zwei Fehlern. In Beaver Creek hatte ich mit der Piste einige Probleme: Beim Training habe ich zweimal ein Tor ausgelassen, das hat mir die Sicherheit genommen. Ich kann noch nicht sagen, ob ich so drauf bin, wie in den letzten Jahren. Ich kann aber jederzeit gefährlich werden, auf jeder Piste – das ist mir das Wichtigste. Manchmal hat man eben mehr Glück und manchmal weniger – aber ich bin sehr zuversichtlich. Heuer wird in Gröden das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert.

Was bekommt man als Athlet von diesem Highlight mit?
Es ist spürbar, dass hier heuer einiges neu, anders und emotionaler gestaltet wird. Natürlich legt man als Athlet den Fokus nicht auf die Jubiläumsfeier. Nichtsdestotrotz werde ich es besonders genießen bei diesem, für Gröden so wichtigen Ereignis, an den Start zu gehen, und somit ein Teil dieser Geschichte zu sein.

Ein Rennen von vor fünfzig Jahren hat mit einem Rennen von heute eigentlich nichts mehr gemein, oder doch?
Eher nicht. Den Athleten von früher ist großer Respekt zu zollen. Das waren „wilde Hunde“, wenn man bedenkt, bei welchen Bedingungen sie ein Rennen gefahren sind: Wenig Schutz, keine Netze, schlecht oder gar nicht präparierte Pisten, ein Helm, der mit einer Mütze vergleichbar war – es wurde schon extrem riskiert. Wir haben heute ganz andere Sicherheitsstandards und sind selbst einfach viel besser ausgestattet – angefangen bei Skiern, Skischuhen, Helm und Protektoren. Und doch bleibt, wie man vor kurzem gesehen hat, immer ein Restrisiko. Die Pisten von früher waren, im Vergleich zu heute, Buggelpisten. Die Läufer brauchten viel Schmalz in den Beinen und eine große Portion Courage – und das ist wahrscheinlich das Einzige, was ein Rennen von früher mit heute gemein hat.