Herbert Plank: 1977 Sieger auf der Saslong
Sterzing - Die Saslong war an jenem 16.Dezember 1977 eisig und hart. „Das Wichtigste für mich war“, erinnert sich Plank, „die Startkurve richtig zu erwischen“. Der Sterzinger hatte sich vorgenommen am Beginn der Strecke ja keine Fehler zu begehen. „Ich wollte genügend Geschwindigkeit ins lange Flachstück nach dem Looping mitzunehmen“.
Das Vorhaben ist ihm meisterhaft gelungen. Beim Looping ist der 23-jährige ungewöhnlich weit gesprungen. „Ich muß schnell sein“, dachte er sich, „wenn ich so lange in der Luft bin“. Plank war sonst eher dafür bekannt, Sprünge elegant zu dämpfen, um den zeitraubenden Luftwiderstand auf ein Minimum zu reduzieren.
Doch diesmal war es anders. In tiefer Kauerstellung (Hocke) düste er pfeilschnell unter dem Ciampinoi-Sessellift hindurch, um nach 50 Sekunden die steilen Sochers-Mauern anzupeilen. Eine Schlüsselstelle, denn auch in diesem schwierigen Streckenabschnitt gilt es, Geschwindigkeit zu bewahren, ja mitzunehmen, für das anschließende Flachstück vor den Kamelbuckeln.
Mit 125Km/H erreicht Herbert die Kamelbuckel. Überflieger, wie Uli Spiess, gab es damals noch keine. „Ich habe die Passage bei der Besichtigung genauestens studiert, bin im Rennen rechts vorbei und habe versucht zu amortisieren, wo es nur ging“. Dennoch haben ihn die wilden Höcker erbarmungslos durch die Luft geschleudert.
Der kleine Zwischenfall hat Plank aber nicht aus der Fassung gebracht. Voll konzentriert zischte er nach dem Aufsetzen auf dem Rücken des dritten Kamelbuckels mit hoher Geschwindigkeit auf die Waldausfahrt zu. „Bei der Ciaslat-Einfahrt habe ich mir dann einen Baum ausgesucht, als Orientierungshilfe, um die anschließende Rechtskurve richtig anzusetzen“. Die hohen und markanten Bodenwellen haben Plank schon damals richtig durchgebeutelt. „Sie waren glasklar, denn es lag so wenig Schnee, dass ich das Gras durch das Eis sehen konnte“, erinnert sich der Südtiroler .
Die letzen 400 Meter. Mit 120 km/h bog die Nummer 1 im italienischen Team in den langen, schrägen Zielschuß ein. In Sichtweite Tausende Fans. Sie jubeln und schreien. „Ich hörte ihre Anfeuerungsrufe sehr deutlich, obwohl ich sehr konzentriert war. Ein Zeichen, dass ich gut unterwegs war. Das hat mich unheimlich motiviert“.
Dann- der große Augenblick. Plank ist im Ziel, ein Aufschrei geht durch das Publikum, die Menge tobt. Auf der Anzeigetafel leuchtet hell die Nummer 1. „Als ich die Eins sah, war ich mir meines Sieges ziemlich sicher. Ich hatte die Nummer 13, hinter mir waren keine starken Fahrer mehr, das Rennen war nach den ersten 15 gelaufen“.
Ausschlaggebend für Planks Sieg war der zweite Platz von Val d’Isère, eine Woche vorher. Der Azzurro wußte, dass er gut drauf war, das bestätigten auch die Trainingsergebnisse. „Mit diesem positiven Gefühl bin ich dann in mein Heimrennen gegangen“.
Doch nicht alles war am 16.12.77 eitel Wonne. Nach dem Rennen hagelte es Proteste. Zum Einen wegen der Zeitnehmung, die laut österreichischer Mannschaftsführung fehlerhaft gewesen sei; zum anderen wegen der verkleinerten Startnummer. „Mein Konditionstrainer, hatte die Startnummer zerschnitten und mit Klebeband auf meinem Rennanzug befestigt, damit ich weniger Luftwiderstand hatte“, sagt Plank, „so, dass man nur mehr Nummer und Sponsor erkennen konnte“. Eine Aktion, die völlig legal war, denn ein entsprechendes Reglement gab es damals noch nicht.
Kuriosum am Rande: Plank erzielte bei seiner Siegesfahrt 1977 genau die gleiche Zeit wie Kristian Ghedina 25 Jahre später, bei seinem vierten Sieg (2001) auf der Saslong: 2:01.47 Minuten.
Gernot Mussner, 2002