Saslong Classic Club / Gardena - Gröden
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Rückblicke

48. Saslong Classic: Schwerarbeit im Zeichen Norwegens

Die Rennen waren aber erst möglich, weil die Temperaturen in der zweiten November-Hälfte fielen, um mit der künstlichen Beschneiung beginnen zu können. Bis dahin war es ein wahrhaft goldener Herbst mit sehr warmem Wetter. Niederschläge wollten im ganzen Alpenraum bis Weihnachten keine fallen. „Unser Geheimnis ist die Team-Arbeit“, sagte Stefania Demetz, Geschäftsführerin des Saslong Classic Club am Ende des Events.

Verglichen mit dem Vorjahr war es eine Klacks, die Hänge des Langkofels in eine Ski-Rennpiste zu verwandeln. Überall strahlende Gesichter, wohin man in der Rennwoche auch schaute. Bis dahin war allerdings harte Arbeit notwendig, denn 2015 wollte und wollte es nicht Winter werden. Die Tiefsttemperaturen sanken erst ab dem 21. November unter die null-Grad-Grenze. Also gerade rechtzeitig für die Skirennen auf der Saslong am 18. und 19. Dezember. Die Schneekontrolle Wochen vor den Rennen war ungleich 2014 eine einfache Sache. FIS-Rennleiter Hannes Trinkl: „Ich habe einen sehr, sehr positiven Eindruck gewonnen. Die Saslong ist jetzt schon gewaltig“. Dieses Lob bestätigten die Rennläufer. „Die Piste in gewaltigem Zustand, das hätte ich mir bei diesen Bedingungen nicht erwartet. Es gibt keine Steinchen oder keine Fleckchen Erde, die stören könnten“, meinte der Österreicher Matthias Mayer nach dem Training und sprach damit im Namen seiner Konkurrenten.

Sportlich wurde das Saslong-Wochenende von einem Mann geprägt: Aksel Lund Svindal, der genau eine Woche nach der Abfahrt seinen 33. Geburtstag feierte. Er war in beiden Trainings, im Super G und in der Abfahrt der Schnellste. Im Super G verwies Svindal zwei Landsmänner auf die Plätze: Kjetil Jansrud wurde mit 0,34 Rückstand Zweiter und zeigte sich von einer Krankheit bestens erholt, Überraschungsmann Aleksander Aamodt Kilde mit +0,44 Dritter. Der 23-Jährige war noch nie so gut in einem Weltcuprennen. Seine besten Super-G-Ergebnisse waren ein Siebter Platz in Saalbach in der vorigen Saison und in Beaver Creek diesen Winter. Ein Name, den man sich merken muss.

Der norwegische Triumpf hat einen speziellen Beigeschmack. Der Super G wurde nämlich gesteckt von Franz Gamper, Trainer der: Norweger! Am Tag vor dem Rennen stellte er sich den Interview-Fragen von Saslong.org und sagte, es sei schwierig als Trainer einen Kurs ‚für‘ seine Läufer zu stecken: „Der Trainer setzt den Lauf, wie er es für richtig hält und versucht natürlich, den eigenen Läufern zu helfen,“ erklärte der erfahrene Trainer aus dem Ultental in Südtirol. Die Saslong war im Herbst bei den Kamelbuckeln verbreitert worden und gab damit speziell für den Super G mehr Möglichkeiten bei der Kurssetzung. Zudem wurden die Sturzräume größer. Eine weitere Neuerung gab es in der Zielkurve. „Wir haben dort eine Krankamera positioniert um die Ausfahrt aus den Ciaslat-Wiesen und die Einfahrt in den Zielschuss besser einfangen zu können“, erklärte Regisseur Sandro De Manincor

Die Abfahrt war einmal mehr der Höhepunkt in Gröden. 10.000 Zuschauer waren gekommen und durften sich über ein sehr spannendes Rennen freuen. Der Sieger war wieder Aksel Lund Svindal, vor Guillermo Fayed aus Frankreich (+0,43) und Jansrud (0,46). „In Gröden ein zweites Mal zu gewinnen ist unbeschreiblich. Noch nie war ich in der Abfahrt so gut“, freute sich Svindal nach dem Sieg. Fayed bestätigte seine gute Form und die Plätze 4 und sechs in den Trainingsläufen. „Dieser zweite Platz ist für mich ein wunderbares Ergebnis. Wir haben uns Svindal bei Videoanalysen angeschaut und versucht, ihn zu kopieren“, meinte der 30-jährige Franzose, der in diesem Winter schon Vierter in Lake Louise und Dritter in Beaver Creek war. Auch Jansrud war als Zweiter in Beaver Creek schon einmal ganz vorne: „Es war toll, im Super G und in der Abfahrt aufs Podium zu fahren. Ich bin gespannt, wie es weitergeht,“ sagte er nach der Abfahrt und gewann zwei Tage später in Alta Badia den ersten Parallelriesentorlauf der Weltcup-Geschichte.

Apropos Fayed: während der Siegerehrung waren dem Zweitplatzierten seinen Ski-Schuhe gestohlen worden. Die Notiz machte schnell die Runde und erreichte den italienischen Konkurrenten Mattia Casse, der in der Abfahrt auf Platz 22 gefahren war. Ihm war ein Tourist aufgefallen, der ganz offensichtlich keine normalen Ski-Schuhe trug, sondern jene eines Rennfahrers. Casse meldete dies den örtlichen Carabinieri und der Dieb konnte gefasst werden. Er hätte sich ein Souvenir mitnehmen wollen. Er habe geglaubt, der Rennfahrer brauche sie nicht mehr, zitierten lokale Medien den Dieb.

Durchwachsen war das Abschneiden der Südtiroler Athleten. Überzeugen konnte nur Peter Fill, der in Lake Louise Zweiter und Dritter geworden war. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, die durch zwei gute Trainingsläufe untermauert wurden. Im Super G enttäuschte Fill, in der Abfahrt aber wurde er den Erwartungen gerecht und fuhr zur Freude seiner zahlreichen, aus dem nahen Kastelruth angereisten Fans auf Platz 4. „Ein Podest-Platz beim Heimrennen wäre natürlich toll gewesen, aber ich bin auch mit dem vierten Platz zufrieden. Auf der Saslong bin ich noch nie so schnell gefahren“, sagte ein vor Freude strahlender Fill nach dem Abfahrtsrennen. Dominik Paris, der 2014 zwei Mal aufs Podest gefahren war, erreichte dieses Mal die ansprechenden Ränge 8 im Super G und 13 in der Abfahrt. Christof Innerhofer und Werner Heel konnten genauso wie ihre Kollegen aus der italienischen Mannschaft keine Spitzenergebnisse verbuchen.

Ein Wermutstropfen der sonst so erfolgreichen Rennwoche war der Sturz des Österreichers Matthias Mayr. Er drehte sich im Abfahrtsrennen beim Sprung über den dritten Kamelbuckel, verlor die Kontrolle und prallte mit dem Rücken heftig auf. Er erlitt eine Wirbelkörperfraktur und musste operiert werden, was die Saison für ihn vorzeitig beendete. Ein Airbag-Schutzanzug, der in Gröden zum ersten Mal aufgeplatzt ist, hat vermutlich schlimmeres verhindert. Ein weiterer Sturz passierte beim Aufwärmen zum ersten Training: Rob Perko aus Slowenien erlitt eine Schnittverletzung in Ellbogennähe. Auch er verpasste danach einige Rennen.

Neben den Rennen bot auch das Rahmenprogramm viele Höhepunkte. Die idyllische Vorweihnachtszeit und eine wunderschöne Kulisse auf dem Nives-Platz in Wolkenstein waren ein perfekter Rahmen für die Preisverteilung des Super G, die Auslosung der Startnummern für die Abfahrt und eine ganz besondere Ehrung. Josef Kelder, Präsident von Val Gardena Marketing, zeichnete Erich Demetz, Ehrenmitglied des Organisationskomitees und bis 2014 Vorsitzender des FIS Weltcup Komitees, und Edmund Dellago, Präsident des Saslong Classic Club, für ihre großen Verdienste für den Ski-Renn-Sport im Grödnertal und den damit verbundenen Aufschwung Grödens als Winter-Destination aus. „Ich freue mich sehr über diese Ehrung. Ich möchte sie den hunderten von Mitarbeitern, Helfern und Pionieren widmen, die dieses Tal gemeinsam mit uns aufgebaut haben“, sagte Erich Demetz bei der Feier. Dagegen meinte Edmund Dellago: „Ich hatte nie das Gefühl, einer Arbeit nachgehen zu müssen. Vielmehr sah ich es als Hobby.“ Die beiden Pioniere waren maßgeblich an der Organisation der ersten Weltcup-Rennen und der Weltmeisterschaft 1970 beteiligt.

Nicht fehlen durfte auch in diesem Jahr die Fanklub-Parade. 18 Fanklub kamen mit über 600 Anhängern nahmen nach Gröden. Der Sieg im Wettbewerb ging wie im Vorjahr an die Fans von Otmar Striedinger aus Österreich, die mit nicht weniger als 130 Mitgliedern angereist waren. Wie gewohnt waren die Weltcuprenne in Gröden wieder Treffpunkt für eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Landeshauptmann Arno Kompatscher vertrat gemeinsam mit einigen Landesräten die lokale Politik, für die FIS waren Generalsekretärin Sarah Lewis und der Technische Delegierte Goradz Bedrac in Gröden und für die FISI Präsident Flavio Roda. Daneben suchten eine große Anzahl ehemaliger Ski-Stars Gröden auf, sowie viele Vertreter lokaler, nationaler und internationaler Firmen und Institutionen. Insgesamt 220 Medienvertreter aus 17 Nationen berichteten vor Ort aus Gröden. Erstmals war das Rennen live im chinesischen Fernsehen ausgestrahlt worden.