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Rückblicke

Gröden 2011: Feuz gewinnt den Super G, der Wind die Abfahrt

mit Wind und Schnee geärgert, einen K.O.-Sieg konnte er aber dann doch nicht verbuchen: Während bei der Abfahrt nach 21 Läufern wegen starker Windböen Schluss war, haben die Super-G-Fahrer ihr Rennen durchziehen können und mit Beat Feuz (SUI) den sportlichen Sieger der Gröden-Woche gestellt. Der "Gesamtsieger" auf der Saslong war heuer aber eindeutig das unberechenbare Wetter.

Die Weltcupsaison 2011/12 stand von Beginn an im Zeichen widriger Wetterverhältnisse. Eine Absage jagte die nächste, weil in Europa einfach kein Schnee fallen wollte. Selbst bei der Schneekontrolle auf der Saslong, keine zwei Wochen vor dem Rennen, bestimmten braune Herbsttöne die Landschaft und nicht das gewohnte Weiß einer verschneiten Winterlandschaft. Dennoch konnten die Grödner Organisatoren aufgrund ihrer leistungsfähigen Schneekanonen und einer Wettervorhersage mit sinkenden Temperaturen die Austragugung der Rennen garantieren. Das war schon einmal etwas!

„Was die Wettervorhersage betrifft, so erlaubt uns unsere Erfahrung eine gewisse Gelassenheit. Die Liftgesellschaft hat eine potente Beschneiungsanlage und da sich die Temperaturen schnell ändern können, sind wir in kurzer Zeit in der Lage, die Piste rennfertig zu machen“, war Stefania Demetz, die OK-Chefin des Grödner Weltcups, selbst zehn Tage vor den Rennen unverändert optimistisch. Dabei war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der thermischen Inversionswetterlage ein Beschneien des obersten Streckenbereichs gar nicht möglich. "Im unteren Teil ist die Schneelage aber gut. Auf etwas mehr als 80 Prozent der Rennstrecke liegt derzeit Schnee“, erklärte Rennleiter Rainer Senoner bei der Schneekontrolle der FIS am 5. Dezember.

Längstes Training der Geschichte

Genau eine Woche später war die Piste dann auch rennfertig und leichter Schneefall hatte sogar die Landschaft in ein Winterkleid gehüllt.

Dennoch stand die erste Mannschaftsführersitzung der Grödner Weltcupwoche erneut im Zeichen des Wetters. Für die Trainings- und Renntage waren unsichere Wetterverhältnisse vorhergesagt, am Mittwoch sollte im Laufe des Tages die Bewölkung zunehmen, leichte Schneefälle wurden ebenfalls vorhergesagt. Das erste Training wurde deshalb von 12.15 Uhr auf 10.45 Uhr vorverlegt, eine weise Entscheidung. Der Trainingslauf musste bei wechselnden Wetterbedingungen immer wieder unterbrochen werden und es dauerte schließlich geschlagene vier Stunden, ehe alle 79 Fahrer vom Starthäuschen abgelassen worden waren.

Feuz ist der einzige Gröden-Sieger 2011

Der Wettergott war den Grödner Weltcupveranstaltern beim Super G dann wider erwarten wohl gesonnen. Zwar hatten die Organisatoren den Start wegen der schlechten Wettervorhersagen und Windböen im Startbereich vorsorglich um 100 Höhenmetern nach unten verlegt, doch das Rennen fand dann unter sehr guten Bedingungen statt. Der angekündigte starke Schneefall blieb aus, das Wetter besserte sich während des Rennens sogar.

Der Schweizer Beat Feuz, der in den vier Speedrennen vor Gröden bereits mehr als angedeutet hatte, dass er reif für den ersten Saisonsieg ist, nutzte die Gunst der Stunde und fuhr zu seinem zweiten Weltcupsieg: Zwei Mal war der Schweizer in der noch jungen Saison schon auf Platz zwei, einmal auf dem dritten Platz gelandet.

Miller abgefangen

Beim Super G hat der Schweizer mit der relativ hohen Startnummer 26 noch Bode Miller abgefangen, der mit der Nummer 8 eine Zeit auf die Saslong gezaubert hat, die kaum zu unterbieten schien. „Am Start habe ich gehört, dass alle langsam sind. Deshalb war es unglaublich, dass die 1 aufgeleuchtet hat, als ich durch das Ziel gefahren bin. Die Gefühle sind unbeschreiblich, weil ich nie mit dem Sieg gerechnet habe. Es war eine gute Fahrt mit einem kleinen Fehler in einer nicht entscheidenden Passage“, so Feuz nach dem Rennen. Feuz hatte vom Start weg eine super Linie erwischt und im untersten Abschnitt die Konkurrenz deklassiert. Am Ende hat Feuz Bode Miller um 0,3 Sekunden distanziert, den Drittplatzierten Kjetil Jansrud (NOR) um 0,44 Sekunden. Bitter für Bode Miller, der lange seinen sechsten Weltcupsieg im Super G vor Augen hatte. Millers letzter Sieg in dieser Disziplin liegt mittlerweile fast fünf Jahre zurück. Hier in Gröden hat der US-Amerikaner seinen vorletzten Super G gewonnen. Das war im Dezember 2006.

Weil sich das Wetter während des Rennens ab der Hälfte des Starterfeldes merklich verbesserte, konnten einige Fahrer mit hohen Startnummern das Klassement noch gehörig durcheinanderwirbeln. Der Österreicher Max Franz fuhr mit Nummer 54 noch auf Platz 5, der Finne Andreas Romar landete mit der Nummer 40 noch auf Rang 7.

Desaster für die "Azzurri"

Von diesen Platzierungen konnten die italienischen Rennläufer nur träumen: Als Bester der azurblauen Mannschaft landete Peter Fill auf Platz 22, Matteo Marsaglia wurde 23., Christof Innerhofer 24. Für Werner Heel, der hier 2008 noch gewonnen hat, schaute nur Platz 40 heraus.

Während es für die Italiener ein (nicht ganz unerwartetes) Debakel gab, schaute zwar auch für die Österreicher kein absoluter Spitzenplatz heraus, aber immerhin konnten sich mit Überraschungsmann Max Franz (5.), Joachim Puchner (8.), Mario Scheiber (9.) und Klaus Kröll (10.) vier Fahrer in den Top ten platzieren.

Verblasene Abfahrt

Am zweiten Renntag hat der Wind den Abbruch der Weltcup-Abfahrt auf der Saslong erzwungen. Schon vor dem Rennen hatte die Jury wegen der bereits vorhergesagten Windböen den Start um 30 Höhenmeter nach unten verlegt. Bei der Fahrt der ersten zehn Läufer herrschten dann zwar gute Bedingungen, danach erforderte der böige Wind auf der ganzen Strecke mehrere Unterbrechungen. Die Fahrer mit den Startnummern 8 (Patrick Küng), 9 (Adrien Theaux) und 10 (Johan Clarey) hatten bis dahin die Gunst der Stunde genutzt und in der buchstäblichen Ruhe vor dem Sturm die besten Zeiten auf die Piste gelegt.

Führende Franzosen enttäuscht

Am Ende umsonst. Verständlich, dass der Führende Clarey mit dem Abbruch haderte: „Ich glaube nicht, dass es gefährlich gewesen wäre. Die Piste war nicht zu schnell, der Sprung bei den Kamelbuckeln ging nicht zu weit. Eine Fortsetzung des Rennens wäre nicht fair gewesen, weil nicht jeder bei gleichen Bedingungen gestartet ist, aber es war nicht das erste Mal, dass es so läuft. Wir haben so viele Rennen bei schwierigen Bedingungen durchgezogen. Ich bin nicht einverstanden, dass das Rennen abgebrochen wurde. Adrien und ich sind einfach gut gefahren. Wir hatten sicher Glück. Wenn nicht zwei Franzosen vorne gewesen wären, wäre das Rennen wahrscheinlich nicht abgebrochen worden.“

Abbruch aus Sicherheitsgründen

FIS-Renndirektor Günter Hujara erklärte, dass es keine Alternative zum Abbruch gegeben habe: „Die Windbedingungen waren so wechselhaft, dass ein reibungsloser Ablauf nicht mehr möglich war. Wir haben unterbrochen, haben Vorläufer auf die Piste geschickt, aber es hat nichts genützt. Die Bedingungen haben sich sehr schnell verändert und waren nicht mehr vorhersehbar. Deshalb hat die Jury entschieden, mit dem Rennen nicht mehr weiterzumachen, um schwere Stürze zu vermeiden. Es war in jedem Fall eine Entscheidung für die Sicherheit der Athleten. Der Jury geht es manchmal wie einem Fußballschiedsrichter, wenn er ein Abseits oder einen Elfmeter falsch entscheidet, aber hier geht es um die Sicherheit. Ich kann verstehen, dass es für einige hier keine gute Entscheidung ist, aber die Sicherheit der Athleten muss jederzeit Priorität haben.“

Nachtschicht war umsonst

Mit dem Wind als Spielverderber hatten die Veranstalter lange nicht gerechnet. Über Nacht hatten sich nämlich noch zehn Zentimeter Neuschnee auf die Piste gelegt, so dass 100 Arbeiter eine Nachtschicht einlegen mussten, um den Schnee aus der Strecke zu schaffen. Dann war der Schnee verräumt, der Wind kam auf und mit ihm der Abbruch der Abfahrt. Die 50. Weltcup-Abfahrt auf der Saslong hatte sich OK-Chefin Demetz wohl anders vorgestellt. Dementsprechend gemischt waren dann auch die Gefühle von Demetz, als der Weltcup-Tross am späten Samstagnachmittag seine Zelte in Gröden abgebrochen hatte und nach Alta Badia weitergezogen war: „Ich bin einerseits enttäuscht, weil wir die Abfahrt nicht zu Ende fahren konnten, andererseits verspüre ich auch Genugtuung, weil meine Mitarbeiter alles getan haben, um den schwierigen Wetterbedingungen zu trotzen und ein reguläres Rennen zu gewährleisten. Das wäre uns auch dank der enormen Anstrengungen der Pistenmannschaft gelungen, die nach dem Schneefall vom Freitagabend alles mögliche und unmögliche unternommen hat, um die Piste in einen perfekten Zustand zu bringen.“ Die Abbruch-Entscheidung der Jury war für Stefania Demetz dennoch absolut nachvollziehbar: „Günter Hujara ist ein Profi und er hat die richtige Entscheidung gefällt. ‚Leider’ war es die richtige Entscheidung.“

Thomas Ohnewein